Vom Atmen der Träume

Vom Atmen der Träume ist ein Zyklus von Kurzgeschichten, der zur Zeit aus drei Erzählungen besteht, die jeweils unter 1000 Wörter bleiben. Die ersten drei Erzählungen heißen "8 Cent aus Glas", "Das Geschenk" und "Schon lange raus".

8 Cent aus Glas

Geträumt hat Mock, dass im Park leere Flaschen liegen. Aber an der einzigen Bank liegen keine. Bevor er weitergeht, lugt er noch einmal in den Abfallkorb. Er kommt sich dumm vor, als ihm klar wird, dass er den Weg umsonst gegangen ist. Nach den Wochenenden, montags, liegen hier längst keine Flaschen mehr. Das weiß doch jeder, der Pfand ziehen geht!

Die guten Zeiten sind vorbei, denkt Mock, die Sammler sind mehr geworden. Penner und Säufer behalten ihre Flaschen für sich, junge Punks hat er auch schon sammeln sehen, andere sind organisiert unterwegs, wenn es Veranstaltungen in der Stadt gibt, dazwischen gepflegte und unauffällige Einzelgänger wie er.

In der Innenstadt sind die Flaschen und Dosen besonders schnell weg. Letzte Woche starrte ihn ein Typ mit speckiger Jacke an. Ohne Worte kam dieser ein paar Schritte auf ihn zu, als wolle er ihm die gerade gezogene Flasche entreißen, doch die legte Mock geübt in die gute Stofftasche, auf der ein Bio-Siegel prangt, das er an diesem Tag zur Hüfte trug. Als er wieder aufschaute, hatte der Mann ihn bereits vergessen. Später entleerte Mock die halb gefüllte Stofftasche und stellte die Flaschen und Dosen an einer sauberen Stelle ab. Er achtete sehr darauf, dass keine Reste in der Pfandbeute blieben und hatte sogar einen feuchten Lappen dabei. Er nahm den Schweizer Rucksack ab, ein hochwertiges Teil aus besseren Zeiten, öffnete ihn flink und legte sorgsam vier Flaschen und eine Dose darein. Zuletzt faltete er sorgfältig die Stofftasche und ließ sie in der Jacke verschwinden.

Heute will Mock keinen Pfand mehr ziehen. Morgen wird die Überweisung vom Amt da sein, und für heute hat er noch genügend Geld für den geliebten Kaffee bei Stockmanns. Das gepflegte Café liegt etwas außerhalb vom Zentrum, in einem Stadtteil, in dem er die 8, 15 oder sogar die 25 Cent einfach liegen lässt. Bei Stockmanns ist er gern gesehen. An fünf Tagen in der Woche bestellt er einen Cappuccino, gepresst aus frisch gemahlenen Bohnen der lokalen Rösterei. Dieser Kaffee ist der beste in der Stadt, davon ist Mock überzeugt.

So lecker und geschätzt war sein Kaffee früher auch gewesen. Immer frisch gemahlen und mit einer überrachend kleinen Maschine gepresst.

Bei Stockmanns plaudert Mock nicht selten ein wenig mit den Verkäuferinnen. Manchmal lachen sie. Wenn er sitzt, betrachtet er die braunen Schattierungen der Crema, die ihn an die alten Reisen erinnern. Manchmal schmeckt das weiche Gesöff wie Wehmut auf der Zunge, wie Traurigkeit im Hals. Die Vorfreude auf die halbe Stunde mit einer schön geformten warmen Tasse beschleunigt jetzt seinen Schritt.

Mock betritt das Bäckereicafé. Er ist spät dran, er hat hier seine Zeit am frühen Nachmittag, wenn die Straßen voll und die Läden leer sind. Unwillkürlich schaut er auf die Preistafel. Unerwartet rauscht es da laut in seinen Ohren und sein Gesicht wird heiß. Zum Glück sind wartende Leute vor der Auslage, noch hat ihn keine Verkäuferin wahrgenommen. Wie ausgeworfen verlässt Mock das Café und geht ziellos weg, als wäre der Ort sein Feind geworden. Dann bleibt er stehen und starrt auf die Straße. Überall fahrende Menschen, die ihn nicht sehen und doch zu verhöhnen scheinen. 20 Cent teurer auf einmal.

Mock ist wieder einigermaßen bei sich und biegt in eine ruhige Seitenstraße ab. Dort zieht er eine kleine Geldbörse aus der vorderen Jeanstasche und zählt die Münzen. 8 Cent zum kleinen Glück, denkt er bitter und geht nun Richtung Zentrum. Noch hofft er, auf dem Marktplatz der Altstadt die eine Flasche zu finden.

Mock betritt den alten Platz aus Kopfsteinpflaster, auf dem unter Platanen drei Bänke stehen und zögert. Er schaut sich um und bemerkt die vielen Wahlplakate, die letzte Woche noch nicht hier hingen. Er will die zufriedenen Papiergesichter nicht sehen und schaut doch immer wieder hoch. Eines erinnert ihn jetzt an einen Politiker, der für halbstündige Vorträge bei Banken zwanzigtausend Euro kassierte. Dass er das nicht vergisst, das ist doch Jahre her! Damals mit der Überregionalen, die er lange im Abo und regelmäßig las.

Damals ist vorbei! Und eine Stimme hat er auch nicht mehr zu vergeben. Doch unerwartet wiegen ihm heute die Erinnerungen schwer. Da taucht der Typ mit der speckigen Jacke auf. Er geht die Abfallkörbe ab und findet nichts, als ob es zu spät und zugleich zu früh für neue Pfandbeute sei. Er hat noch gar nichts gefunden, denkt Mock, als er die große leere Plastiktasche eines Möbeldiscounters sieht, die dem Mann wie ein flaues Segel hinterher zu flattern scheint. Er hat Mock die Enttäuschung erspart.

Mock denkt an den ersehnten Kaffee bei Stockmanns. Er gibt ihn für heute auf, nach zwei Tagen ohne, das hat er lange nicht getan. Seine Vorfreude scheint nicht existiert zu haben. Erneut geht er Richtung Park, wieder den längeren Weg, er mag nicht so früh in seiner Wohnung sein. Im Stadtpark angekommen, spürt er den Kies unter den Füßen, auf dem er sich nicht mehr sicher fühlt. Nicht weit von der Bank, von der Mock die letzte Nacht geträumt hat, drückt ihm jemand 8 Cent aus Glas in die Hand und eilt wortlos fort.

Das Geschenk

Geträumt hat Peter, dass er Vater ein Geschenk übergibt. Der Vater freut sich und der kleine Junge, der er ist, der strahlt vor Glück.

Später, in der engen Küche, giesst Peter gekochtes Wasser über Löskaffee. Das Lächeln des Vaters fängt an, zu verblassen, die Wärme des Traumes aber, die bleibt. Ein guter Geist ist ihm gekommen, der ist ihm heute zugefallen.

Gegen seine Gewohnheit sitzt Peter im Schlafhemd am Küchentisch. Er hält die Hände um die heiße Tasse und zieht sie selbstvergessen weg, ein ums andere Mal. Was war das für ein Geschenk? Er hat das Geschenk vergessen, es fällt ihm partout nicht ein! Er muß Vater anrufen und ihn fragen. Er hat doch bald Geburtstag oder?

Gegen seine Gewohnheit steht Peter auf, ohne einen Schluck getrunken zu haben. Er geht in das Wohnzimmer mit dem stumpfen Dreisitzer, davor der Marmortisch, auf dem eine trauernde Kerze und eine verstaubte Glasvase stehen. Er stellt sich vor dem Schrank, der unbezwingbar steht, noch von seinen Eltern stammt, aufgestellte Zinnteller lugen hinter Glastüren. Nach einem Zögern holt er aus einer Schublade ein Adressbuch aus Kunstleder heraus. Er öffnet es noch im Stehen und geht mit dem Zeigefinger über das Register. Nach einigem Blättern findet er die Nummer, eingetragen unter V. Als er sieht, dass sie durchgestrichen ist, ärgert er sich, weil das doch Unfug sei.

In der Küche reißt Peter von einem Anzeigenblatt, das er gestern Seite für Seite gelesen hat, eine Ecke ab und malt die Zahlen groß und zittrig auf das dünne Papier. Dass er die Nummer von Papa vergessen hat.

Einige Stunden später geht Peter noch unrasiert auf die Straße und ist überzeugt, dass in der Nähe der Bäckerei Stockmanns eine Telefonzelle stehen muss. Dort angekommen, geht er langsam die Straße dem längeren Ende zu, da an ihrem kurzen Ende keine Zelle zu sehen ist. Hier ist kein Telefon. Dabei war er sich sicher, dass hier eins stehen muss. Vielleicht wurde es einfach abgerissen, so viel wird abgerissen. Dann geht er halt zum alten Markplatz, dort wird eine Zelle stehen.

Peter geht die Abkürzung über die Seltersstraße. Er sieht einen Mann, der mit gesenktem Kopf gegen eine Hauswand steht, als würde der urinieren. Peter läßt ihn jetzt nicht mehr aus den Augen und ist kurz davor, die Straßenseite zu wechseln. Er misstraut Leuten mit Rucksäcken.

Peter ist erleichtert, als der Mann weitergeht, während er etwas in die Hosentasche steckt. Der geht schnell, dem kann er nicht folgen, den wird er nicht überholen müssen. So hat sein altes Gehen einen Vorteil, denkt er mit einem Anflug Heiterkeit.

Jetzt wurmt es Peter wieder, dass ihm das Geschenk nicht einfällt. Was wird Vater sagen, wenn er ihn danach fragt? Ist das nicht ungehörig, danach zu fragen? Trotzdem will er den Vater sprechen, das letzte Gespräch scheint ewig her. Das geht doch nicht, so lange nicht zu sprechen, auch wenn sie nicht viel zu sagen haben.

Sieh an, wusste er es doch, am alten Markplatz steht ein Telefon. Es ist keine Zelle mehr und beinahe hätte Peter den Kasten übersehen, doch seine Augen sind noch gut. Er hat eine Telefonkarte, die müsste noch Guthaben für ein Ortsgespräch haben. Aber ist das nicht längst abgeschafft, er hat da mal was gelesen. Was er alles denkt…

Peter hebt den schweren Hörer aus der Gabel und steckt die Karte in den Schlitz. Er hebt das Papier mit der Nummer hoch, das er die ganze Zeit in der Hand gehalten hat. Er tippt die Zahlen auf die wackeligen und zugleich widerspenstigen Tasten. Der Hörer an seinem Ohr ist kalt. Ein Schauer schleicht Peter über den Rücken.

Diese Nummer ist nicht vergeben, hört Peter eine Frau sagen. Bevor er mit einem Aber protestieren kann, vernimmt er eine weitere Ansage auf Englisch und begreift, dass er auflegen muss, wer weiss, wieviel das kostet. Er ärgert sich über das verlorene Guthaben und darüber, dass er unfähig ist, irgendetwas richtig gut zu machen, wie sein Vater sagt. Dabei hat er die Zahlen sehr sorgsam abgeschrieben. Was ist nur los mit ihm?

Auf dem alten Markplatz sieht Peter auf die abgefallenen Platanenblätter. Werden die nicht mehr weggekehrt, fragt er. Um sich auszuruhen, setzt er sich auf eine Bank. Er schaut auf eine lärmende Schülergruppe. Was ist das für eine Jugend heute? So laut. Und immer haben sie diese modernen Telefone in der Hand. Er träumte früher von einem Röhrenradio, manchmal sogar von einem Moped.

Der Geist von heute morgen hat Peter verlassen. Was macht er hier? Was tut er jetzt? Da fällt ihm ein, dass in der Nähe der Friedhof liegt. Das Grab der Mutter, das hat er länger nicht besucht. Der Grabesplatz wird doch immer noch bezahlt oder?

Peter hat lange gebraucht, um das Grab zu finden und beinahe hätte ihn ein Zweifel nach Hause geschickt. Als er auf den Grabstein schaut, der alt und verstaubt zwischen vielen anderen liegt, die Reih in Reih in den Jahren dazugekommen sind, fällt ihm das Geschenk wieder ein. Doch das spielt keine Rolle mehr, als er auf dem Stein zwei Namen liest.

Zu lange raus

Geträumt hat Mona, dass ein Mann sie anspricht. Auf dem alten Marktplatz, auf dem sie lange nicht mehr war. Er stellt ihr Fragen und lächelt. Höflich lädt er sie zum Essen ein.

Mit einer seltenen Wärme steht Mona auf. Keine Kopfschmerzen wie so oft, stattdessen ein wenig Zuversicht. Die braucht sie, denn heute ist ein besonderer Tag. Letzte Woche wurde sie zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Ein Wunder in ihrem Alter, lange ist das nicht passiert.

Mona geht der Traum nicht aus dem Körper. Vielleicht ist er ein Zeichen, dem sie folgen sollte. Zum alten Marktplatz gehen? Wie albern, sie geht keinen Umweg mehr, um wieder enttäuscht zu werden. Sie bleibt auf dem Teppich.

Wann ist Mona zuletzt geliebt worden? Ihre Ehe ist jung gescheitert. Ihr Mann verlor sich in einer Depression und zog in eine andere Stadt. Allein war sie mit drei Kindern, niemand mehr da, der ihr Zeit schenkte, Zeit für sich. In ihrem Beruf als Bürokauffrau kam sie nicht zurück, überhaupt in keinen Beruf mehr. Als sie endlich für ihre jüngste Tochter einen Kindergartenplatz gefunden hatte, wäre halbtags ein Job möglich gewesen.

Wir suchen Vollzeitkräfte, hieß es immer, aber was mitschwang in den Absagen, wusste Mona wahrzunehmen. Alleinerziehend mit drei Kindern, wir sind doch kein Sozialverein. Irgendwann schrieb sie keine Bewerbungen mehr, rief nur noch selten bei Firmen an und vom Amt kamen häufig nur noch die üblichen Prozeduren der Beschämung. Schwer vermittelbar, hieß das beim Jobcenter, zu lange raus, kam von den Firmen, die sie ablehnten.

Einmal hat Mona im Jobcenter geweint. Sie hatte für die halbjährige Kontrolle die Kontoauszüge ihrer Ältesten vergessen. Die junge Frau, die ihr gegenüber saß, sah sie ausdruckslos an und sprach Belehrungen aus. Nicht streng, aber teilnahmslos mit quälende Pausen zwischen den Sätzen. Als Mona nach einem Seufzer aufblickte, sah die junge Frau auf die große graue Tastatur und sagte leise, es ginge nicht anders.

Heute weint Mona nicht mehr, sie hat sich an das Nackigmachen gewöhnt. Sie ist sicherer geworden und stellt hartnäckig ihre Fragen. In einer Therapie hatte sie sich Selbstbewusstsein erarbeitet. Was kann sie dafür, dass sie bis heute keine Arbeit fand, allein weil sie drei Kinder hat. Dass sie immer bereit gewesen war für eine Arbeit und dass sie für ihre Kinder all ihre Kraft und Geduld gegeben hat, das minderte ihr schlechtes Gewissen. Ohne die Scham kämpft es sich besser. Das Kämpfen, das hört nicht auf, immerzu kommt neuer Druck hinzu.

Seit Monaten treibt Mona die Sorge um, dass sie aus der Wohnung muss, will doch ihre jüngste Tochter Hannah bald ausziehen. Eigenständig leben will sie, schließlich werde sie bald zwanzig. Zur Zeit macht sie ein soziales Jahr und bekommt ein wenig Geld dafür. Für eine eigene Wohnung reicht das nicht. Hannah würde gerne mehr verdienen, aber für was? Das Jobcenter läßt nicht viel übrig davon.

Hannah läßt sich nicht beirren. Geschämt hat sie sich nie, in der Schule war sie immer beliebt. Sie hat das Abitur gemacht, als einzige ihrer Töchter. Schon der Grundschullehrer war begeistert von Hannah, intelligent und wissbegierig sei sie. Er half ihr auf das Gymnasium. Wie stolz Mona damals war, mit einem Mal schien sie für vieles entschädigt.

Dass die Freude voreilig war, wurde Mona klar, als sie für eine Klassenfahrt ins Schulesekretariat musste. Das Jobcenter verlangte mal wieder eine Bescheinigung. Danach das Hin und Her zwischen Ablehnung und Gewährung. Wie nennen sie das, was man ihr verweigern wollte? – Mehrbedarf, so nennen sie das, als dürfe das Wort auch ja nicht an Würde erinnern.

Nur einmal hatte Mona die Mittel, um ihrer Tochter Taschengeld mitzugeben. Hartz-IV hat jugendliche Selbstbehauptung nicht vorgesehen. Um wieviel würde das die Zukunft besser machen für die Gesellschaft, für die Kunden, wie ihresgleichen jetzt genannt werden sollen. Aber Mona will nicht undankbar sein.

Mit den Schuhen für besondere Anlässe macht Mona sich viel zu früh auf den Weg und bemerkt, dass sie Richtung Marktplatz geht. Sie wird auf einer Bank sitzen und nach den Männern schauen. Ein Prinz wird bestimmt nicht vorbeikommen. Ein Prinz! Für so ein romantisches Zeugs ist sie nun wirklich zu alt. Sie hat einfach Lust, Männer anzuschauen und einen kennenzulernen. Warum auch nicht, nach so langer Zeit! Ihre beste Freundin hat ihr auf die Sprünge geholfen und ihre Tochter Hannah hält ihr Dating-Apps vor die Nase.

Mona betritt den alten Platz, die Kopfsteine glänzen und sind übersät mit Platanenblättern, die unter ihren Füßen knistern. Überrascht bleibt sie stehen. So wenig Menschen hier. Ein abgerissener Flaschensammler geht murmelnd die Bänke ab und am Rande des Platzes steht ein Mann. Er trägt einen schwarzen Rucksack und schaut immer wieder zu den Wahlplakaten. Das tut Mona jetzt auch. Auf dem großen Plakat an der blinden Hauswand ist ein Gesicht, das ihr bekannt vorkommt. Woran erinnert sie das falsche Lächeln. Eine Talkshow fällt ihr ein, eine, die ihr unerträglich war. Stimmt, der Typ da oben sprach über Missbrauch der Sozialsysteme. Der Moderator nickte alles ab. Keiner der Männer hatte Verständnis, keiner war jemals in einer sozialen Untiefe, nicht einer schämte sich.

Wie gerne hätte sie mehr Wut manchmal.

Der Mann mit dem Rucksack geht weiter und kommt auf sie zu. Ganz passabel, denkt Mona. Gerne würde sie ein Wort wechseln mit ihm. Doch er biegt ab, er ist ganz für sich. Und Mona? Seltsam einsam fühlt sie sich jetzt. Das Seltenwarme im Körper droht zu schwinden.

Ein Windzug hebt Platanenblätter und lässt sie wieder fallen. Das Geräusch, das sie dabei machen, berührt Mona. Stimmen kommen näher, eine Gruppe Schüler lärmt vorbei. Diese Mädchen, denkt sie, die sind lebendig. Wie ihre Töchter. Sie hat sie gut durchgebracht, sie gehen ihren Weg, viel selbstbewusster als sie selbst. Lernen kann sie von ihnen sogar. Dann ein Satz, der jetzt erst nachhallt in ihr: Lange raus, das gilt nicht für’s Dating, Mama.

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